OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Sprachförderung im Alltag

Sowohl zuhause als auch in der Kita stellt sich für uns Erwachsene im Zusammenleben mit Kindern oft die Frage, wie wir so mit den Kindern kommunizieren können, dass sie sich ernst genommen und gut aufgehoben fühlen und wir bestenfalls trotzdem die korrekte Aussprache, die Entwicklung von Satzmustern und die Ausbildung eines großen Wortschatzes fördern und unterstützen können.

Das Kind als Gesprächspartner

Natürlich dient Kommunikation zwischen Erwachsenen und Kindern in aller erster Linie der Verständigung. Wir wollen erfahren, was das Kind erlebt hat, wie es sich fühlt und was es denkt und genauso wollen wir uns auch selbst dem Kind gegenüber ausdrücken. Aber in dem Verhältnis Eltern/ oder auch Erzieher*in zum Kind spielt zusätzlich der Aspekt der Sprachförderung und der Unterstützung des Kindes auf dem Weg zu einem großen Wortschatz, einem sicheren Grammatikgebrauch und guter Aussprache eine Rolle. Wie können wir diesen Aspekt im Alltag berücksichtigen, ohne dadurch eine respektvolle Kommunikation „auf Augenhöhe“ zu gefährden?

Schaffen von „Augenhöhe“

Zunächst geht es um Dinge, die wir wahrscheinlich in den meisten Fällen schon instinktiv berücksichtigen. Ausdrücke wie Kommunikation „auf Augenhöhe“ oder „nicht von oben herab“ signalisieren den richtigen Weg. Für den Dialog z.B. in Spielsituationen ist es wichtig, sich tatsächlich auf Augenhöhe des Kindes zu begeben und sich durch die Blickrichtung des Kindes führen zu lassen. So entwickelt man eine gemeinsame Aufmerksamkeit und Fokussierung und ist in der Lage, aus dem Blickwinkel des Kindes die Umwelt zu betrachten, auf interessante Spielelemente aufmerksam zu werden oder auch Dinge in den Fokus des Kindes zu rücken, die es dann aber selbst entdecken kann und darf, ähnlich wie wir uns beim Vorlesen auch vom Blick des Kindes führen lassen können.

Gesprächstechniken zur Förderung

Zur Förderung empfiehlt es sich, aus dieser gemeinsamen Fokussierung heraus gezielt sinnvolle Wiederholungen von sprachlichen Elementen in die eigenen Äußerungen einzubauen:

(Wortschatz- Einführung Begriff Traktor) „Oh, schau mal. Der Bauer fährt mit Traktor auf die Wiese. Der Traktor ist aber groß. Der Bauer muss ja ein bisschen klettern, um in den Traktor zu kommen. Traktorfahren macht bestimmt Spaß. Hör mal, wie der Traktor brummt- brrm, brrm.“

(Satzbau- Übergang von 2 Wort- zu 4-6 Wort- Äußerung) Kind: „Papa da“ Reaktion: „Ja, da kommt der Papa. Der Papa kommt mit dem Fahrrad. Der Papa macht die Tür auf. Da ist der Papa ja.“

Instinktiv achten wir bei der Kommunikation in der Regel schon auf Sprachmelodie, Sprechtempo, Lautstärke und Pausensetzung. Durch eine Verstärkung der Modulation in unserer Stimme erreichen wir mehr Spannung und Aufmerksamkeit beim Kind und ein angemessenes Sprechtempo lässt die einzelnen Elemente der Sprache für das Kind deutlicher werden.

Darüber hinaus kann man effektiv das handlungsbegleitende, parallele Mitsprechen zur Förderung einsetzen. Hierbei begleitet man die kindliche Handlung sprachlich und signalisiert dem Kind nicht nur Aufmerksamkeit für sein Spiel, sondern kann damit auch sprachliche Muster vorgeben.

Wie können wir das Kind korrigieren?

Natürlich haben wir häufig das Bedürfnis, das Kind zu unterstützen, indem wir es verbessern oder vielleicht sogar Wörter korrekt nachsprechen lassen. Aber ist das nützlich? Wir verlassen damit, auch wenn wir es liebevoll meinen, die Grundvoraussetzung partnerschaftlicher Kommunikation, nämlich die Augenhöhe. Abgesehen davon ist die bloße Korrektur oder auch das Nachsprechenlassen überhaupt nicht nachhaltig und effektiv. Was kann dann die Alternative sein? Bewährt hat sich das Konzept des korrektiven Feedbacks (corrective feedback). Die kindliche Äußerung wird aufgegriffen und ohne Belehrung oder Aufforderung korrigiert wiederholt:

(Wortschatz/ Kind: „Da wau wau.“ Erwachsener: „Oh ja, das ist ein Hund. Der Hund sieht aber süß aus. Das ist bestimmt ein lieber Hund.“)

(Syntax/ Kind: „Ich bin schnell gelauft.“ Erwachsener: „Du bist schnell gelaufen. Ich habe gesehen, wie schnell du gelaufen bist.“)

(Phonologie/ Kind: „Eine Slange.“ Erwachsener: „Das stimmt. Da ist die Schlange. Schau mal, wie sich die Schlange schlängelt.“)

Wir haben also verschiedene, alltagsnahe und praktikable Möglichkeiten, mit unserem Kind als Partner auf Augenhöhe zu kommunizieren und gerade von dieser Basis aus, die Sprachentwicklung mit ein paar Techniken nachhaltig und zielgenau zu unterstützen. Und darüber hinaus gilt auch auf die Sprache bezogen der alte Spruch von Karl Valentin: „Wir brauchen unsere Kinder nicht zu erziehen, sie machen uns sowieso alles nach.“