Unter Auffälligkeiten der kindlichen Sprachentwicklung versteht man eine nicht altersgerechte Entwicklung in den unterschiedlichen Gebieten der Sprache.
Hierzu gehört die Aussprache (Phonologie und Phonetik), der Wortschatz (Semantik) und die Grammatik (Syntax). Wichtig ist zu beachten, dass die Bandbreite der kindlichen Sprachentwicklung sehr groß ist. Deshalb können dieselben „Fehler“ bei einem Kind noch altersangemessen sein und beim anderen (älteren) Kind außerhalb der normalen Entwicklung liegen. Um dies sicher unterscheiden zu können, ist es notwendig, standardisierte Testverfahren anzuwenden und damit den Sprachstand des Kindes sicher zu bestimmen und geeignete Fördermaßnahmen abzuleiten. So kann ein systematisches therapeutisches Vorgehen sichergestellt werden.
Artikulation / Aussprache
Bei der Artikulationsstörung bildet das Kind einen Sprachlaut falsch, ist aber auf der anderen Seite wohl in der Lage, verschiedene Laute beim Hören voneinander zu unterscheiden. Es handelt sich daher nicht um eine sprachsytematische Störung, sondern vielmehr um Defizite bei der Lautbildung.
Die bekannteste Aussprachstörung ist der Sigmatismus interdentalis, das sogenannte Lispeln.
Phonologie / Lautsystem und phonologische Bewusstheit
Bei der phonologischen Störung ist nicht nur die Aussprache eines Lautes gestört, sondern neben der Lautbildung ist auch die Wahrnehmung defizitär. Die Ersetzung des Ziellautes erfolgt systematisch und lässt sich nach eingehender Diagnostik prozesshaft ausdrücken.
Semantik / Wortschatz
Den Wortschatz bilden die Wörter, die ein Kind zum Ausdrücken seiner Gedanken und seiner Gefühle, zum Beschreiben seiner Umwelt, also zur Kommunikation benutzen kann (expressiver Wortschatz) oder die es versteht (rezeptiver Wortschatz).
Im Alter von ca. 2 ½ Jahren umfasst der expressive Wortschatz ungefähr 50 Wörter und wächst dann rasant an („Wortschatzexplosion“). Das Kind lernt, mehr Dinge zu benennen und sich genauer ausdrücken. Die Sprache wird differenzierter und treffender.
Syntax / Satzbau
Kinder lernen schon relativ früh, Wörter miteinander zu kombinieren. Dies geschieht zunächst noch ohne Anwendung grammatischer Regeln. Die Sprache wird dann immer differenzierter und damit werden immer mehr grammatische Prinzipien angewendet.
Dysgrammatismus ist eine Störung beim Erwerb und Gebrauch der Grammatik. Die Störungen zeigen sich durch Auslassen von Wörtern und Satzteilen („Ben Hause“, „Anne steht Tisch“), mangelnde Kongruenz von Artikel und Substantiv („das Junge“), mangelnde Übereinstimmung von Verben und Subjekt („du gehen“, „ich geht“) und durch eine falsche Stellung von Wörtern im Satz („Heute zum Fußball gehe ich“). Ursächlich für einen Dysgrammatismus sind Störungen der Sprachverarbeitung.